Die Harley Benton Tele kam mit einem lackierten Hals aus kanadischem Ahorn und Palisander Skunk Strip auf der Rückseite. Um auch dem Hals optisch ein paar Jahre harten Bühneneinsatzes aufzubrummen gab es folgenden Plan: Spielspuren auf das Griffbrett, Hals anschleifen … fertig! Ganz so einfach war es dann doch nicht.
Fangen wir mal mit dem Griffbrett an: hier ist der Dremel wahrscheinlich mal wieder das Werkzeug der Wahl. mit einem Polieraufsatz kann man bei geringer Umdrehungszahl die einzelnen Griffbilder ins Griffbrett modellieren. In einigen Youtube-Videos sieht man hier den Ansatz zunächst den Verlauf der Saiten anzureissen und dann das gewünschte Griffbild anzuzeichnen, das dann mit dem Dremel nachgearbeitet wird.
Ich habe den Teil „alles anzeichnen“ übersprungen und habe mir für die einzelnen Hals-Abschnitte grob überlegt, was man wohl greifen würde. Dann sieht man direkt, wo die eigenen Finger landen und kann direkt mit dem Dremel ansetzen. Der auf dem kompletten Hals aufgetragene Lack war schon recht massiv, daher habe ich zeitweise vom Polieraufsatz auf einen Aufsatz mit Stahlwolle gewechselt. Damit geht das dan auch recht fix von der Hand.
Am unteren Halsende können zudem noch kleine Schnitte / Kerben in das Ende des letzten Bundes geritzt werden, wo über die Jahre ggf. die Saiten in Holz schneiden würden.
Um die freigelegten Stellen dann final noch etwas alt aussehen zu lassen, habe ich vorher ein wenig Stahlwolle in Essig eingelegt, die so über mehrere Tage zu einer ziemlich widerlichen, dunklen Soße zusammengegoren ist. Die kann man dann im Wechsle mit brauner Schuhcreme mit einem Lappen aftragen, kurz einziehen lassen und dann einfach wieder abwischen.
Natürlich soll auch die Rückseite des Halses entsprechende Spielspuren bekommen. Also muss auch hier der Lack bis auf’s Holz runter …
Tip: lieber etwas mehr Geduld aufbringen und sich langsam mit feinem Schleifpapier an das gewünschte Ergebnis heranarbeiten.
Ich war hier leider etwas zu zügig un mit zu grobem Schleifpapier unterwegs, Und wenn man erstmal die Schleifspuren im Lack hat, geht leider kein Weg mehr zurück. Ich habe mich dann dazu entschieden, den kompletten Hals abzuschleifen und nochmal neu zu lackieren. Auf Basis des neuen Lacks sollte dann nochmal neu der Rücken bearbeitet werden.
Lackiert habe ich nur die Kopfplatte und den Rücken des Halses. Das bereits bearbeitete Griffbrett wurde komplett abgeklebt. Für die noch bevorstehende Lackieren des Body hatte ich sowieso schon nahezu transparenten Nitrolack „Light Bernstein“ besorgt. Die Farbe entspricht aber natürlich nicht genau dem ursprünglich verwendeten Lack. Im Ergebnis ist das Griffbrett nun noch immer etwas dunkler als der Rest des Halses / der Kopf, ich kann mir dem Ergebnis aber trotzdem ganz gut leben.
Mit 400er Papier habe ich nun auf der Rückseite wieder den Lack runtergeschliffen – immer schön in Längsrichtung. Um den richtigen Bereich dafür zu finden habe ich einfach wieder geschaut, wo meine eigene Hand noch aufliegt, wenn am ersten Bund und an den unteren Bünden gegriffen wird.
Dann kam auch hier wieder die Schuhcreme und die Essig-Mixtur zum Einsatz.
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